Der Wald des Thalheimer Erbschenkengutes, im 16. Jahrhundert „die Hell“ genannt, ist ein sehr alter Bergbaustandort, dessen früheste urkundliche Erwähnung aus dem Jahre 1510 datiert. In der Hoffnung, beim Abbau des hier ausstreichenden Kiesganges Silbererze zu finden, wurde die Fundgrube in der Hell bis 1618, jedoch ohne großen wirtschaftlichen Erfolg, betrieben. Während des Dreißigjährigen Krieges diente der alte Stolln Thalheimer Einwohnern als Versteck für ihre Habseligkeiten. Es folgte der Verfall des Bergwerkes. Erst im Jahre 1799 wurde die Grube mit der Mutung des „Wille Gottes Stolln“ durch den damaligen Thalheimer Erbrichter Johann Gottlieb Kunz wieder aufgenommen. Der in abbauwürdigen Mengen vorgefundene Arsenkies, mit seinen Bestandteilen Arsen, Eisen und Schwefel, war von besonderer Güte und erhielt später den Sondernamen „Thalheimit“. Er wurde an das Arsenikwerk zu Geyer, die „Gifthütte“, geliefert und durch Rösten zu Arsenik verarbeitet, das weit über die Grenzen Sachsens hinaus u. a. als Rattengift, Holzschutzmittel und Saatgutbeize Verwendung fand.
Das von Kunz als Eigenlöhner betriebene Bergwerk nahm einen raschen Aufschwung. Durch den lohnenden Abbau des Arsenkieses – allein im Jahre 1803 wurden z. B. 2700 Zentner Erz an die Gifthütte geliefert – ließen sich in der Grube bedeutende Investitionen vornehmen. Verschiedene technische Anlagen vor allem zur Wasserhaltung entstanden.
Nach dem Tode des Erbrichters kam das Bergwerk an seine Witwe und 1815 gelangte es schließlich in den Besitz des Arsenikwerkes. Durch die Heranbringung eines etwa 340 Meter langen Wasserlösungsstollns, der 1817 mit den Grubenbauen durchschlägig wurde, und den Einbau eines untertägigen Kunstgezeuges mit einem Kunstrad von rund sechs Metern Durchmesser, war es möglich immer weiter in die Tiefe vorzudringen. Auf dem über 60 Meter langen Abbau des Danieler Ganges stand das Erz in eine Mächtigkeit von über einem halben Meter an. 1821 waren auf der Grube 19 Bergleute beschäftigt. Der Kunstschacht erreichte eine Tiefe von 46 Metern. Doch ab etwa 1825 setzte ein unaufhaltsamer Niedergang des Arsenikwerkes ein, in dessen Folge auch der Betrieb auf der Thalheimer Grube „Wille Gottes“ nach und nach zum Erliegen kam. 1846 ist schließlich der Grubenbetrieb endgültig erloschen.
Seit 1994 wird durch den Bergbauverein Thalheim e.V. die Erforschung der Geschichte des Thalheimer Bergbaues und die Wiedersichtbarmachung der historischen Bergbauspuren betrieben. Der in harter Knochenarbeit, unterstützt durch mehrere Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, wieder freigelegte „Wille Gottes Stolln“ konnte 1998 an die interessierte Öffentlichkeit übergeben werden. Mit dieser inzwischen viel besuchten Anlage, in deren unmittelbarer Nähe eine Schutzhütte den Wanderer zum Verweilen einlädt, ist es gelungen, ein Stück Thalheimer Heimatgeschichte vor dem endgültigen Vergessen zu bewahren.
Text: Bergbauverein Thalheim e.V.,
Besichtigungen: telefonische Voranmeldung bei Herrn Dr. Ulf Jenk unter der 0173 5720129.